Karneval in Leverkusen

Karnevalssonntag: Die "Schull- und Veedelszöch"

Karnevalssonntag: Die "Schull- und Veedelszöch"
Ende 1932 wurde der "Bürgerausschuß" gegründet, der es sich zur Aufgabe setzte, den echten Kölner Volkskarneval zu erhalten. In einer Zeit, in der der Karneval immer mehr von der Partei vermarktet wurde, versuchten engagierte Bürger auf diese Weise zu retten, was noch zu retten war. Die Initiative ging von Dr. Josef Klersch, Vorsitzender des Heimatvereins Alt Köln, aus und den Vorsitz übernahm Dr. Otto Brügelmann. Im Bürgerausschuss wurde dann die Idee zu den Veedelszöch geboren. Sie sollten die alte Tradition der Banden fortsetzen. 1933 zogen die Veedelszöch erstmals durch Köln. Die "Zöch" sollten das Ursprüngliche und Natürliche im Karneval wieder beleben dadurch, dass ein Thema nicht nur dargestellt sondern auch nachgespielt wird. Jede Gruppe kann hier ihre eigenen Ideen einbringen, das macht den Zug so originell. Heute sind es nur noch wenige Gruppen (z.B. Stammtisch "Nie gehässig"), die diese ursprüngliche Idee aufrecht erhalten. Die einzelnen Wagen- und Fußgruppen wurden von Anfang an prämiert. Es sollte ein Ansporn für die Teilnehmer sein. 1939 kam das Aus für die Veedelszöch durch den Krieg.

Der Bürgerausschuss bildete sich 1950 unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters neu. Die Veedelszöch zogen jedoch schon 1949 wieder durch Köln unter der Schirmherrschaft des "Festausschuss Kölner Karneval", wie das Festkomitee damals noch hieß. 1951 kamen dann die "Kinderzüge", die heutigen "Schullzöch", dazu. Es war eine Referenz an die Kinder, die auch in wirtschaftlich und politisch schlechten Zeiten Karneval auf der Straße gefeiert haben. Mit den "Schullzöch" sind die Namen Jean Küster und Dr. Ernst Mömkes eng verbunden. Die Idee kam von Jean Küster, dem Präsidenten der Lyskircher Junge, der so den Nachwuchs im Karneval fördern wollte. Jedem alten Kölner ist Jean Küster ein Begriff, weil er die Schull- und Veedelszöch stets im Matrosenanzug anführte. Jean Küster starb 1977.

Dr. Ernst Mömkes war Rektor der Schule Manderscheider Platz. Er war ein Kenner der Kölner Geschichte und Mitherausgeber der Kölner Jugendzeitschrift "Jung Köln". Ernst Mömkes schaltete das Schulamt zur Werbung für die Schullzöch ein. Wie es üblich ist, wenn man ungewöhnliche Ideen verwirklichen will, musste er sich über mancherlei Widerstand hinweg setzen, um die Schullzöch endlich zum festen Bestandteil des schulischen Lebens zu machen. Die Schirmherrschaft über die Schullzöch übernahm die Karnevalsgesellschaft Lyskircher Junge, die auch heute noch die Verantwortung trägt.

Die Lyskircher Junge verstehen unter der Betreuung auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulamt (Schulamtsdirektorin Marianne Trompeter), Förderverein (neuer Vorsitzender Bernd Assenmacher) und dem neuen Arbeitskreis Schulkarneval des Festkomitees (Wolfgang Nagel). Dies drückt sich in drei jährlichen Zusammenkünften mit der Lehrerschaft aus, die sowohl der Vorbereitung wie auch dem gemütlichen Beisammensein dienen. Man sollte bei der Erwähnung der Schullzöch auch den Namen Heinrich Büttgenbach erwähnen, der als Leiter des ersten Schullzochs 1951 bis zu seinem Tode neben dem Gründer und Präsidenten Jean Küster einen guten Namen hatte. In seinem Haus Im Dau 1 versammelten sich die Lehrer lange Jahre um die grundlegenden Dinge des Zugs zu besprechen. Nach dem Tod von Hein Büttgenbach übernahm Bernd Hölkens die Leitung des Zuges, der diesen Posten bis heute neben der Tätigkeit als Schatzmeister der Lyskircher Junge ausübt.

Im Mai 1961 wurde der "Förderkreis der Schull- un Veedelszöch" unter Vorsitz von Jan Brügelmann gegründet, dessen Dachorganisation der Bürgerausschuss war. 1963 übernahm Kurt Eisenmenger in alleiniger Verantwortung die Organisation der Züge. Die Veedelszöch sollten sich bei ihrer Planung nicht auf das Motto des Rosenmontagszuges stützen. Leider halten sich nicht alle Gruppen daran.

1975 erfolgte eine Namensänderung des damaligen "Fördervereins der Schull- un Veedelszöch", in "Verein der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums". Mit dieser, für manchen vielleicht etwas hochtrabenden, Namensgebung konnte das Spektrum des Vereins bedeutend erweitert werden, z.B. bis hin zu Martinszügen, Kirmesfeiern, Glockenbeschaffung für kleinere historische Kirchen usw., und, was weit wichtiger war, der Verein erlangte dadurch die Gemeinnützigkeit. Dadurch wurde das Spendenaufkommen optimiert.

Gleichzeitig mit den Schullzöch setzten sich auch allmählich die Schulsitzungen durch. Heute besucht der Förderkreis je nach Einladung die Schulsitzungen. Bernd Assenmacher strebt an, dass einzelne Karnevalsgesellschaften die Patenschaft über eine Schule übernehmen.

Die "Zöch" wurden unter der Schirmherrschaft des Förderkreises und der K.G. Lyskircher Junge zu einem festen Bestandteil des Kölner Karnevals. Sie haben dem Karnevalssonntag einen Schwerpunkt gegeben.

Von Anfang an ist es Brauch, dass die, durch eine Jury ermittelte, beste Gruppe der Veedelszöch im Rosenmontagszug mitgehen darf.