Karneval in Leverkusen

Weiberfastnacht

Weiberfastnacht

Der Donnerstag vor Rosenmontag ist der
Startschuss für den Straßenkarneval.
Dann stürmen wild verkleidete Frauen,
so genannte Möhne, die Rathäuser und
übernehmen symbolisch die Macht.

Bewaffnet sind sie dabei mit Scheren,
um den Herren die Schlipse abzuschnei-
den. Nix für Männer mit Kastrations-
ängsten also. Vorläufer der Weiberfast-
nacht in Köln war die Pfaffenfastnacht,
bei der es die Nonnen in den Klöstern
besonders wild getrieben haben sollen.

Die Weiberfastnacht - von Nonnen, Möhnen, Marktfrauen und warum Männer an diesem Tag keine Krawatten tragen
Schon im Mittelalter wurde in den Kölner Klöstern am Donnerstag vor Fastnacht die sogenannte Pfaffenfastnacht gefeiert. Besonders in den Nonnenklöstern muß es hoch hergegangen sein. Aus dem Benediktinerkloster St.Mauritius wird vom Karneval 1729 berichtet, dass man die Fastnacht in voller Lust gefeiert hätte, und alle Nonnen seien verkleidet gewesen. Am Tag wurde getanzt und gesprungen und des Nachts, als die Äbtissin schlafen gegangen war, wurde bei Kaffee und Tee Karten und Dame gespielt.

Die Pfaffenfastnacht verschwand mit dem Einzug der französischen Revolutionsarmee 1794 in Köln, als alle Klöster aufgelöst wurden.

Auch auf den Straßen Kölns wurde von den Frauen Weiberfastnacht gefeiert, besonders von der Marktfrauen auf dem Altermarkt. Die Frauen rissen sich gegenseitig die Mützen und Hüte vom Kopf. Das Ganze nannte man "Mötzebestot" (kölsch für "Mützenbestapelung"). Der Hintersinn dieses Brauchs liegt in der Bedeutung des Sprichworts "unter die Haube bringen". Eine Tochter "unter die Haube bringen" heißt, sie zu verheiraten oder ins Kloster zu geben. Dieser Brauch hielt sich etwa bis gegen 1890.

Nach der Aufhebung der Märkte auf dem Kölner Alter Markt in den 1930er Jahren versuchte man dem Fest eine mehr offizielle Note zu geben, indem man die Flagge des Prinzen auf dem Rathausturm hisste, als Zeichen für die Eröffnung des Straßenkarnevals.

Nach dem Krieg wollte man unter den völlig gewandelten Voraussetzungen die Feier neu gestalten. In der Großmarkthalle an der Bonner Straße eröffnete 1950 das Dreigestirn erstmals die Weiberfastnacht. Auf Grund der Sicherheitsbedenken gegenüber der völlig überfüllten Halle mußte diese Veranstaltung schon 1953 wieder aufgegeben werden. Seitdem veranstalteten die Altstädter (ein Traditionskorps des Kölner Karnevals) auf dem Alter Markt eine öffentliche Straßensitzung, die auch vom Dreigestirn besucht wird. Der Alter Markt ist dabei regelmäßig so voller Menschen, dass die Zugänge von der Polizei abgesperrt werden müssen.

Nachtrag zum "Krawattenabschneiden": Der Brauch, dass die Frauen den Männern an Weiberfastnacht die Krawatten abschneiden (um zu zeigen, dass sie an diesem Tag das Sagen haben), soll erst kurz nach 1945 Verbreitung gefunden haben. Allerdings ist schon seit einiger Zeit ein starkes Abflauen zu bemerken, was vielleicht daran liegt, dass kaum noch Männer an diesem Tag eine Krawatte tragen.